Jetzt gibt es also schon die zweite Ausgabe des Web-Elch. Wer hätte das gedacht …
Natürlich gab es nach dem ersten erfolgreichen Monat des Web-Elch im Internet einige Punkte des Web-Elch, die überarbeitet und hoffentlich auch im Sinne der Leser verbessert werden konnten.
Im neugeschaffenen Archiv finden Sie ab dem September unsere vergangenen Ausgaben zum Nachlesen, Erinnern und Sammeln. Selbstverständlich liegt es in der Natur der Sache, daß einige besprochene und möglicherweise etwas kritisch beleuchtete Internetangebote ihr Aussehen verändert haben und vielleicht unsere Kritikpunkte nicht mehr vorhanden sind. Trotzdem können natürlich die Aussagen in den Besprechungen immer noch als Anhaltspunkte für das Design der eigenen Seiten dienen oder bei der Bewertung eines Internetauftrittes helfen. Einige Links können mittlerweile nicht mehr zu den Stellen führen, die der Web-Elch eigentlich verlinken wollte oder sogar überhaupt nicht mehr vorhanden sein. Diese Erscheinungen liegen in der Natur des Internet als flexibles und sich ständig änderndes Medium begründet.
Unter der Rubrik Downloads wollen wir einige interessante und nützliche Dateien zum Runterladen anbieten, die wir entweder in einem unserer Artikel besprochen haben oder die ganz einfach hilfreich sein könnten. Den Anfang macht dort aber der offizielle Bildschirmhintergrund des Web-Elch. Eine Zierde für jeden Monitor…
Nach diesen internen Anmerkungen zum Wuchs des Web-Elch kommen wir zum eigentlichen Thema des Berichtes zur Lage des Internet.
In allen möglichen und unmöglichen Medien sind schon seit geraumer Zeit Berichte über die hohen Onlinekosten in Deutschland und die geradezu paradiesischen Zustände in den USA zu verfolgen.
Einige amerikanische Anbieter von Onlinezugängen (u.a. AOL, Compuserve, Microsoft etc.) versuchen durch die Subventionierung von Hardware und die gleichzeitige langfristige Bindung an einen Onlinezugang ihre Marktposition auf dem schon überfüllten amerikanischen Markt zu stärken oder auszubauen. In den USA hat sich der Gebrauch des Internet, durch die im Vergleich zu Europa und besonders Deutschland extrem niedrigen bis – im Ortsbereich üblicherweise – gar nicht vorhandenen Telefongebühren, in den vergangenen Jahren auf viel breiterer Front etablieren können. So ist es in den USA nicht exotisch sogar Gegenstände des täglichen Bedarfs über das Internet zu ordern.
Mit den sogenannten Free-PCs wird es nun für die Industrie zusätzlich möglich Käuferschichten anzusprechen für die bislang der Kauf der erforderlichen Hardware für einen Internetzugang zu teuer oder zu aufwendig war. Natürlich gibt es aber auch einige dunkle Seiten dieser schillernden neuen Onlinewelt. Umsonst sind diese Free-PCs natürlich nicht.
Ähnlich wie beim Mobilfunk bindet sich der Käufer langfristig an einen Anbieter eines Onlinezuganges und muß natürlich die Zugangsgebühren bezahlen, was bei den meist dreijährigen Laufzeiten der Verträge ziemlich genau den Kaufpreis des Free-PCs ausmacht. Außerdem verlangen viele dieser Anbieter vom Käufer Angaben zu seinen persönlichen Verhältnissen und seinen Konsumgewohnheiten, um durch die gezielte Vermarktung dieser Daten das Geld für den Free-PC wieder hereinzubekommen. Auf vielen dieser PCs ist auch eine Software installiert, die das Surfverhalten des Kunden für die Werbewirtschaft analysiert und den Surfer ständig mit eingeblendeter – und nicht abschaltbarer – Werbung zu Käufen animieren will.
Und wie stellt sich die Lage im – internettechnisch ach so rückständigen – Deutschland dar?
Im Moment denkt nach eigener Aussage noch keiner der Anbieter von Internetzugängen über einen deutschen Free-PC nach. Auch sind die Kosten für den Zugang zum Internet und die notwendigen Telefongebühren höher als in den USA. Aber ist das wirklich ein Grund zum großen Katzenjammer? Der Web-Elch meint: NEIN.
Es ist wohl richtig, daß die deutschen Telefongebühren gerade im Ortsbereich deutlich über den amerikanischen liegen. Doch nach der Liberalisierung des Telefonmarktes ist in diesem Bereich einiges in Bewegung gekommen. Die Telekom, mit T-Online Marktführer in Deutschland, bietet den Internetzugang und das beliebte und schnelle Homebanking mittlerweile für 6 Pfennig in der Minute an. Und die Telefongebühr ist auch schon drin… Nicht zu vergessen die ganzen Internet-by-call Anbieter, die ohne große Anmeldeformalitäten einen ausreichend schnellen Internetzugang oftmals noch für weniger als 6 Pfennig / Minute offerieren. Wahrscheinlich um ihre eigentlich für Sprache gedachten Netzkapazitäten auch in Telefonie-armen Zeiten auszulasten.
Mit der jetzt von der RegTP erfolgten Vergabe von Richtfunklizenzen an verschiedene Anbieter kommt in den nächsten Monate aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Ortsbereich der freie Wettbewerb mit fallenden Preisen voll zur Geltung.
Außerdem kann Deutschland mit einem der größten vollständig digitalisierten Telefonnetze der Welt aufwarten und hat sicherlich noch weit vor allen anderen Ländern den größten Anteil an ISDN-Zugängen zum Internet. Gerade in den USA ist aufgrund der meist kostenlosen Ortsgespräche und der damit geringen Onlinegebühren der Einsatz von ISDN zum schnelleren Surfen im Internet fast gänzlich unbekannt. Die Zuwachsraten der Internetnutzerzahlen in Deutschland stehen denen in Ländern mit niedrigeren Onlinekosten in nichts nach und die Anbindung an das Internet (die Bandbreite) wird gerade deswegen durch die Onlineanbieter immer weiter ausgebaut, weil sich in Deutschland in diesem Bereich eben noch Geld verdienen läßt.
Mit der kürzlich von AOL für den Oktober angekündigten Flatrate für den Onlinezugang kommt in Deutschland eine ähnliche Entwicklung wie in den USA in Gang. Auch die Telekom denkt über eine weitere Senkung der Zugangsgebühren als Antwort auf AOLs Vorstoß nach.
Und die deutsche Wirtschaft entdeckt zunehmend den einfachen und kostengünstigen Handel über das Internet. Nicht nur in den USA kann man seine Wasserkiste über das Internet bestellen, sondern mittlerweile auch in ganz normalen deutschen Städten.
Und, daß PCs in Deutschland so teuer sind, daß man lieber eine Free-PC geschenkt und sich durch einen langfristigen – und kostenpflichtigen – Onlinevertrag binden möchte, ist bei einer Betrachtung der PC-Preisentwicklung in diesem Land doch eher unwahrscheinlich.
Ist es da nicht besser zwar etwas höhere Onlinegebühren zu bezahlen und auf den geschenkten PC zu verzichten oder will auch der deutsche Surfer, wie in einem immer höheren Maß sein Pendant in den USA, zu einem gläsernen Kunden für die zahlende Werbewirtschaft werden? Denn am Free-PC nach amerikanischem Muster verdient eigentlich nur einer: die Werbeindustrie, die den Surfer mit ihren Botschaften überschüttet und sein Kaufverhalten immer besser kennenlernt. Für die Onlineanbieter oder die Telefongesellschaft bleibt bei diesen Kalkulationen nicht viel für den eigentlich wünschenswerten weiteren Ausbau der Internetinfrastruktur übrig. Und der Kunde wird zum Objekt der Verhaltensüberwachung am PC und verliert einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Privatsphäre. Und wie schon erwähnt, so teuer sind PCs in Deutschland nun wirklich nicht.
Gratis ist halt meist doch nicht umsonst. Aber wenn alles plötzlich gratis sein soll, ist der Kampf für den Schutz der Privatsphäre im Internet meist ganz schnell umsonst. Und gerade die sollte uns allen doch auch die paar Pfennig Online- und Telefongebühren in der Minute und den nicht geschenkten PC wert sein.
Der Web-Elch möchte Ihre Meinung zum Thema Free-PC und Onlinekosten kennenlernen. Schreiben Sie ihm unter elch@webelch.de
Doch nun viel Spaß bei der Lektüre der neuesten Ausgabe des Web-Elch.
Herzlichst Ihr Web-Elch
P.S. Mich erreichen viele Anfragen, was ich denn in meiner – geringen – Freizeit so mache. Na, zum Beispiel auf Weidezäunen rumsitzen.